Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld
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“Klick­sa­lat: Nicht unent­wegt und nicht jedem ins Netz gehen!

Von Died­rich Hinrichs
 
Kopf­sa­lat ver­sorgt den Kör­per mit wich­ti­gen Vit­ami­nen. Als nicht min­der gehalt­voll, jedoch an Infor­ma­tio­nen und Tipps zum The­ma „Medi­en­si­cher­heit“, erwies sich der von Schul­el­tern­rat und Schul­lei­tung ange­rich­te­te „Klick­sa­lat“ für den Intel­lekt. Davon konn­ten sich nun­mehr alle unse­re Schü­le­rin­nen und Schü­ler bis ein­schließ­lich der Jahr­gang­stu­fe 10 an zwei Schul­vor­mit­ta­gen (04. und 05.10.2011) sowie die zahl­rei­chen Besu­che­rin­nen und Besu­cher der the­men­glei­chen Abend­ver­an­stal­tung für Eltern und Erzie­hungs­be­rech­tig­te im Forum des Gym­na­si­ums nach­drück­lich überzeugen.

Die Per­so­nal­lei­tung im Geschäfts­feld der Infor­ma­ti­ons­tech­nik ist das eins­ti­ge Metier des Medi­en­päd­ago­gen Jörg Kabier­s­ke gewe­sen, der nun­mehr als „Herr Klick­sa­lat“ über die Risi­ken und Gefah­ren des Inter­nets und ande­rer Medi­en schon an mehr als 400 Schu­len in Deutsch­land bei Schü­lern und deren Eltern not­wen­dig gebo­te­ne Auf­klä­rungs­ar­beit geleis­tet hat. So auch gesche­hen auf den an zwei Tagen statt­fin­den­den Ver­an­stal­tun­gen, die auf Initia­ti­ve des Schul­el­tern­rats in enger Koope­ra­ti­on mit der Schul­lei­tung sowie mit Unter­stüt­zung des För­der­ver­eins am Gym­na­si­um Har­se­feld abge­hal­ten wer­den konnten. 

Die Bot­schaft der gut besuch­ten Abend­ver­an­stal­tung wur­de, nach­dem Schul­lei­ter Johann Book den Refe­ren­ten und alle Anwe­sen­de begrüßt und eine kur­ze the­ma­ti­sche Ein­füh­rung gege­ben hat­te, aus­nahms­los in jedem von Jörg Kabier­s­ke auf­ge­grif­fe­nen „Pro­blem­be­reich“ im Ver­lauf sei­nes über zwei­stün­di­gen Vor­trags unmiss­ver­ständ­lich deut­lich: Es bedarf star­ker Eltern, die das Inter­net als kom­mu­ni­ka­ti­ve Her­aus­for­de­rung auf­fas­sen müs­sen, um der sys­te­ma­ti­schen Ver­bren­nung von Lebens­zeit ihrer Kin­der ent­ge­gen­wir­ken und sie vor des­sen „dunk­len Sei­ten“ wirk­sam schüt­zen zu kön­nen. Dabei sind die unver­zicht­ba­re Füh­rung der Kin­der durch die Eltern, die Aus­ein­an­der­set­zung mit deren Tun sowie die stän­di­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on mit ihnen die­je­ni­gen Mit­tel, die erzie­he­ri­sches Han­deln und erfolg­ver­spre­chen­des Ein­grei­fen auszeichnen.

Gleich­wohl geriet der Abend nicht, wie es auch der Refe­rent ange­kün­digt und ver­spro­chen hat­te, zu einer „Inter­net-Ver­dam­mung­ver­an­stal­tung“. Zwar wur­de das Gefah­ren­po­ten­ti­al Neu­er Medi­en für Kin­der und Jugend­li­che anhand ein­ge­spiel­ter Clips, sta­tis­ti­schen Zah­len­ma­te­ri­als und Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen zu vier The­men­fel­dern (jugend­ge­fähr­den­de Inhal­te, Com­pu­ter­sucht, Cyber-Mob­bing und ver­brau­cher­recht­li­che Aspek­te) ein­dring­lich ver­an­schau­licht, im nächs­ten Zug wur­den von Jörg Kabier­s­ke aber stets sowohl tech­ni­sche Lösungs­we­ge wie auch päd­ago­gi­sche Leit­li­ni­en zur sinn­vol­len Nut­zung des Inter­nets auf­ge­zeigt. So etwa bei der Vor­stel­lung von Alter­na­ti­ven zu ille­ga­len Down­loads und the­men­spe­zi­fi­scher Rat­ge­ber­sei­ten, mit Tipps zur Ein­rich­tung von Pseu­do-Accounts, Inter­net­fil­tern, Benut­zer­kon­ten oder die Ermu­ti­gung zur Fest­le­gung aus­zu­han­deln­der Medi­en­zei­ten — not­falls sogar von begrün­de­ten Ver­bo­ten — sowie die War­nung vor unre­flek­tier­ter Kon­takt­pfle­ge in sozia­len Netz­wer­ken. „Per­sön­li­che Infor­ma­tio­nen sind in die­sem Kon­text Steil­vor­la­gen für Mob­bing und Miss­brauch“, so der Regens­bur­ger Medienpädagoge.

Abge­run­det wur­de das vom Refe­ren­ten unter­halt­sam auf­ge­tisch­te „Klick­sa­lat-Infor­ma­ti­ons­buf­fet“ zudem durch Hin­wei­se auf die im Zusam­men­hang mit der Inter­net­nut­zung ste­hen­den straf­recht­li­chen und daten­recht­li­chen Aspek­te sowie mit einer aus der Per­spek­ti­ve des vor­ma­li­gen Per­so­nal­lei­ters exem­pla­risch ange­stell­ten Ana­ly­se eines pri­va­ten Inter­net­auf­tritts, der auf­grund sei­ner „uncle­ve­ren per­sön­li­chen Posi­tio­nie­rung“ jeder/m Jobbewerber/in in einer Bewer­bungs­si­tua­ti­on fast zwangs­läu­fig ein unan­ge­neh­mes Stress­in­ter­view ein­brin­gen wür­de. Dage­gen gereich­te die auch als Eltern­trai­ning dekla­rier­te Ver­an­stal­tung an die­sem Abend sicher­lich mehr­heit­lich zum Nut­zen der zahl­reich erschie­ne­nen Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rer. Und so man­che wer­den mög­li­cher­wei­se die Pro­ble­ma­tik um die von ihren Kin­dern allein genutz­ten Fern­se­her, Com­pu­ter, Mobil­te­le­fo­ne und Spiel­kon­so­len neu­er­lich beden­ken, auch ange­regt durch die von Jörg Kabier­s­ke for­mu­lier­te, den Kern der Pro­ble­ma­tik kaum genau­er tref­fen­de Fra­ge: „War­um müs­sen die­se Gerä­te gera­de an so zen­tra­ler Stel­le ste­hen, näm­lich im Kinderzimmer?“ 

Dass die­se Fra­ge von nicht uner­heb­li­cher Bedeut­sam­keit ist, zeig­te dann auch das „Medi­en­si­cher­heits­trai­ning“ für die jewei­li­gen Jahr­gangs­stu­fen am Gym­na­si­um Har­se­feld. Frei­mü­ti­gem Bekun­den nach wei­sen die unbe­auf­sich­tig­ten „Medi­en­zei­ten“ unse­rer Schü­ler­schaft (fast ein Drit­tel ist drei Stun­den am Tag und mehr online) kaum signi­fi­kan­te Unter­schie­de mit ver­gleich­ba­ren Alters­grup­pen auf. Alters­ge­recht ver­deut­lich­te ihnen dann auch Jörg Kabier­s­ke die Gefah­ren von Miss­brauch und Beläs­ti­gung, klär­te über „Abzo­cke“ im Netz und Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen auf.

Mühe­los kam er mit den Jün­ge­ren ins Gespräch, ver­an­schau­lich­te mit kur­zen Clips, wie man es ver­mei­det, ein „Cyber-Zom­bie“ zu wer­den (Spiel­sucht), und for­mu­lier­te prä­gnan­te Bot­schaf­ten wie „Schlecht Reden ver­bo­ten!“ (Mob­bing) oder „Weg­kli­cken — Hän­de weg!“ (Urhe­ber­recht bzw. Jugend­ge­fähr­dung). Auf­fal­lend war dabei auch das päd­ago­gi­sche Geschick, mit dem er unse­re Jüngs­ten ansprach und immer wie­der auf deren kaum zu brem­sen­des Fra­ge- und Mit­tei­lungs­be­dürf­nis einging.

Aber auch die Älte­ren, die „alt­ge­dien­ten Hasen des Inter­nets“, wuss­te Jörg Kabier­s­ke in sei­nen dia­lo­gisch ange­leg­ten Vor­trä­gen aus der Reser­ve zu locken („Woher bezieht ihr eigent­lich eure Musik?“), ver­mit­tel­te u.a. anschau­lich die Pro­ble­ma­tik von digi­ta­len Spu­ren, die Nut­zer aus­nahms­los und dau­er­haft im Netz hin­ter­las­sen, ging auf Urhe­ber­rechts­ver­let­zun­gen bei ille­ga­len Film- und Musik­down­loads (Alter­na­ti­ve: radio­strea­ming) ein und nahm sich ins­be­son­de­re des The­men­fel­des „Sozia­le Netz­wer­ke“ an. Dabei zeig­te er Mög­lich­kei­ten auf, dem Ver­lust der eige­nen Pri­vat­sphä­re und der Daten­kon­trol­le vor­zu­beu­gen (Daten­spar­sam­keit, Anla­ge neu­tra­ler Pro­fi­le und Annah­me fal­scher Iden­ti­tä­ten, um den „größ­ten Geheim­dienst der Welt“, der mit „f“ anfängt und mit „k“ auf­hört, nicht noch wei­ter zu füt­tern). Abschlie­ßend gab der Refe­rent allen noch mit auf den Weg, noch so gerin­gen Ansät­zen von Cyber-Mob­bing sofort ent­ge­gen­zu­tre­ten und rief die im Forum ver­sam­mel­ten Zehnt­kläss­ler auf: „Unter­brecht das Cyber-Mob­bing bei euren jün­ge­ren Geschwis­tern!“. Für sie sel­ber, wie aber auch für alle ande­ren Kon­su­men­ten der moder­nen Medi­en gilt zusam­men­fas­send glei­cher­ma­ßen: Nicht unent­wegt, nicht über alles und schon gar nicht mit jedem im Netz zu kommunizieren!

Fotos: Died­rich Hinrichs

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