Aue-Geest-Gymnasium Harsefeld
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Romank­las­si­ker begeis­tert jun­ge Theaterfreunde

Died­rich Hinrichs 

Viel­stim­mi­ges Rufen nach einer Zuga­be und Begeis­te­rungs­schreie über­tön­ten am Ende der Auf­füh­rung des Jugend­buch­klas­si­kers „Pünkt­chen und Anton“ am Ham­bur­ger Schau­spiel­haus den im Thea­ter nor­ma­ler­wei­se auf­bran­den­den Applaus für die Akteu­re als Lohn für ihr Spiel am heu­ti­gen Tage um ein Mehr­fa­ches. Für die­se eher unüb­li­che Reak­ti­on mit­ver­ant­wort­lich: die gesam­te Klas­sen­stu­fe 5 des Gym­na­si­ums Har­se­feld, die eine Insze­nie­rung der Käst­ner­schen Roman­vor­la­ge über eine „dicke“ Freund­schaft, über Arm und Reich, über ech­te und vor­ge­täusch­te Lie­be und zwei Schur­ken als „zau­ber­haf­tes Weih­nachts­stück“ miterlebte.
 
Nein, dem Fina­le einer „Cas­ting-Show“ oder dem Auf­tritt einer Band hat­te man nicht bei­gewohnt — und doch riss das Gese­he­ne auch das jugend­li­che Har­se­fel­der Thea­ter­pu­bli­kum wie­der­holt „aus den Sit­zen“, so tem­pe­ra­ment­voll, quir­lig und ani­mie­rend erleb­ten sie das Büh­nen­ge­sche­hen an die­sem Vor­mit­tag: Da wer­den von ihnen die musi­ka­li­schen Ein­la­gen durch rhyth­mi­sches Klat­schen beglei­tet, der „dicken Ber­ta“ (Haus­häl­te­rin der Fami­lie Pog­ge) Hand­lungs­an­wei­sun­gen zuge­ru­fen, wie sie denn mit der Schin­ken­keu­le auf den Gano­ven und Ein­bre­cher Robert („der Teu­fel“) ein­zu­schla­gen habe, und der fie­se Mit­schü­ler Gott­fried Klep­per­bein wird gna­den­los aus­ge­buht — eigent­lich die dras­tischs­te Zuschau­er­re­ak­ti­on auf eine Schau­spie­ler­leis­tung (gemeint war aber sei­ne „undank­ba­re“ Rol­le) -, als er dem Publi­kum mit einem Geld­schein als Lohn für sei­ne Denun­zia­ti­on der bei­den unein­ge­schränk­ten Sym­pa­thie­trä­ger die­ses Stü­ckes, der Fabri­kan­ten­toch­ter Pünkt­chen und ihrem Freund Anton, pro­vo­kant zuwinkt. 
 
Pünkt­chen und Anton ? Ber­ta ? Gott­fried Klep­per­bein ? Direk­tor Pog­ge ? Fräu­lein Andacht ? Die Figu­ren vor­stel­len und den Inhalt eines der berühm­tes­ten Kin­der­bü­cher erzäh­len, muss man im Grun­de genom­men wohl nicht mehr, denn die meis­ten ken­nen die Geschich­te der bei­den in so unter­schied­li­chen Ver­hält­nis­sen leben­den Ber­li­ner Kin­der, deren Freund­schaft sich aller Wid­rig­kei­ten zum Trotz als wahr­haf­tig und unzer­trenn­lich erweist. Auch die­ses den Fort­lauf der Hand­lung beglei­ten­de und durch­gän­gig erfahr­ba­re Leit­mo­tiv blieb in Anbe­tracht der auch die Gemü­ter anspre­chen­den und sie bewe­gen­den Insze­nie­rung wohl kei­ner Thea­ter­be­su­che­rin und kei­nem Thea­ter­be­su­cher ver­schlos­sen, macht es doch letzt­lich wohl die Anmuts­qua­li­tät der Erzäh­lung Käst­ners aus. Und nicht zuletzt trug zu die­ser Begeis­te­rung und zum Erstau­nen aller auch ein raf­fi­nier­tes Mul­ti­funk­ti­ons­büh­nen­bild bei, das an eine Art Pup­pen­stu­be erin­ner­te und durch geschick­tes Ver­schie­ben der Papp­ma­ché-Wän­de bald das Wohn­zim­mer des Geh­stock­fa­bri­kan­ten Pog­ge, bald die Stra­ßen Ber­lins gegen­wär­tig mach­te, auf denen dann am Schluss des Stü­ckes sogar des­sen „Abga­se“ aus­strö­men­de Luxus­ka­ros­se mit den ver­söhn­ten Fami­li­en Pog­ge und Gast an die Nord­see davondüste. 
 
Am Ende also eine Kri­mi­nal­ge­schich­te mit Hap­py End, die beson­ders auch von den hin­rei­ßend wie ein­fühl­sam spie­len­den Akteu­ren (Mari­na Lubrich als Pünkt­chen und Anton Ple­va als Anton) zu einem knapp neun­zig­mi­nü­ti­gen Thea­ter­er­leb­nis für alle Fünftklässler/innen wur­de, so dass sich im Anschluss an die Auf­füh­rung nahe­zu alle dar­über einig waren, dass man das rich­ti­ge Stück für die tra­di­tio­nell in der Weih­nachts­zeit statt­fin­den­de Thea­ter­fahrt des Gym­na­si­ums Har­se­feld in ihrer Jahr­gangs­stu­fe aus­ge­wählt und besucht hatte. 
 
 
 
 
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